Dass Extravaganz nicht auffällig und eine schmale Restfläche nicht unbebaubar sein müssen, beweist ein schwäbischer Architekt in Esslingen. Über vier Etagen schmiegt sich sein unkonventionelles Einfamilienhaus an den Hang.
Für jedes Grundstück gibt es eine Bebauungslösung
Schmaler geht es nicht. Unbebaubar – so lautete das Urteil über die Restfläche. Für Bauherr Thomas Sixt Finckh war die sogenannte Restfläche eine glückliche Fügung. Im Preis gesunken – und für ihn als Architekt ein Appell an die kreative Kompetenz.
„Die Hauptarbeit ist und bleibt die gründliche Planung“, konstatiert Sixt Finckh. „Für jedes Terrain gibt es dann eine Lösung“. Durch gute Vorarbeit lasse sich am Ende sogar sparen. „Es ist ein Irrglaube, dass Fertighäuser billiger sind.“ Er will mit seinem Haus beweisen, „dass es kostengünstig eben auch mit Architekt geht“.
Da Arbeitsleistung teuer, Material aber preiswerter als früher sei, müsse man einfach Arbeitsschritte sparen. So fiel für das schmale Haus schnell die Entscheidung auf Beton als Baumaterial für Tragegerippe, Wände, Boden: solide, Wärme speichernd und trendy. Gespart wurden damit Putz, Tapeten, Bodenbelag, Fliesen und Farbe.
Licht durch Polykarbonatscheiben-Seitenwände
Die größte Herausforderung war es, Licht und Offenheit in das nur 4,70 Meter schmale Haus zu bekommen. Große Fensterfronten auf den Giebelseiten hätten den Nachbarn zu viel Einblick gewährt. Die Fensteröffnungen nach Osten und Westen reichten aber nicht, um ganztägig in dem 14 Meter tiefen Gebäude Helligkeit zu garantieren.
Polykarbonatscheiben als Seitenwände lösten dieses Problem auf geniale Weise. Ähnlich wie japanische Papierwände sind sie lichtdurchlässig, aber blickdicht. Sonnenstrahlen werden von dem Kunststoff, der auch für Motorradvisiere verwendet wird, bis zu 68 Prozent abgefiltert, und Luftkammern sorgen für die Isolierung.
Spielerisches i-Tüpfelchen: Installierte LEDs zaubern am Abend spektakuläre Lichtreflexe an die Hauswand. Das reduzierte und ausgeklügelte Konzept setzt sich auch im Innern fort. Kein überflüssiges Möbel stört die monochrome Farbgebung, alle Alltagsgegenstände verschwinden in Einbauschränken.
Grundrisse & Raumaufteilung
Traumhaus mit Pfiff: Das Haus am Hang ist auf vier Ebenen angeordnet. Nach Westen hin das Erdgeschoss mit Carport und Einliegerwohnung, im 1. Obergeschoss der Eingangsbereich sowie Kinder- und Gästezimmer, im 2. Obergeschoss Wohnraum, Küche und Terrasse (nach Osten), im 3. Obergeschoss Schlafzimmer und Atrium.
Daten & Fakten
Durch konsequente Reduktion im Außen- und Innenbau konnten bei der Fertigstellung mehrere Schritte eingespart werden. Das wirkt nachhaltig kostensenkend.
Grundstücksgröße: 456 m²
Wohnfläche: 147 m²
Bauweise: Sichtbetonskelettbau
Energie: Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Erdsonden, Fußbodenheizung, Photovoltaik
Baukosten: 1.588 Euro/m²
Fertigstellung: 2012
Architekt: Finckh Architekten, Im unteren Kienle 30, 70184 Stuttgart, Tel.: (0711) 223 76 51,
www.finckharchitekten.de