Ruhe und Inspiration: Im Zentrum der Harzer Gemeinde Baddeckenstedt entsteht der Seniorenwohnpark „Viva60“ mit 50 barrierefreien Wohneinheiten.
Eindrücke vom Seniorenwohnpark „Viva60“
Das Musterhäuser des Seniorenwohnparks „Viva60“ steht auf der 40.000 Quadratmeter großen Brache im Herzen von Baddeckenstedt. Bis zu ihrem Abriss im Jahr 2004 ragte hier die machtvolle Silhouette einer Zuckerfabrik in den Himmel, die der 1.600-Seelen-Gemeinde einst Bedeutung und Wohlstand gebracht hatte.
Ein Fitnessparcour für Senioren
Für frischen Glanz in der kleinen Harz-Gemeinde hat Rainer Digwa gesorgt. Der Bauexperte für betreutes Wohnen hat über 100 neue Einwohner im Ort angesiedelt: 42 barrierefreie Einfamilienhäuser und acht Doppelhaushälften zwischen 75 und 105 Quadratmetern nach KfW-70-Standard mit eigenen Gärten, dazu ein Gemeinschaftshaus und ein Fitnessparcours für Senioren.
Der Festpreis für die Immobilien liegt zwischen 278.950 und 325.250 Euro (ohne Grundstück), geliefert wird schlüsselfertig. Einige Häuser stehen auch zur Vermietung. Für Pflege oder Hilfe im Haushalt gibt es eine Art sozialen Dienst, den Digwa liebevoll als „Kümmerfrauen“ bezeichnet. Finanzierungspartner ist die örtliche Volksbank. Käufern mit einem Finanzierungsbedarf biete sein Haus „Topkonditionen“, so Bezirksleiter Thomas Labocha. Wie Projektinitiator Digwa sieht auch der Finanzfachmann einen „steigenden Bedarf an seniorengerechten Wohnanlagen, allein aufgrund der demografischen Entwicklung“.
Vorbauen für das Alter
Drei Supermärkte, Post, Arzt, Apotheker, Friseur, zwei Bäcker, ein eigener Bahnhof
Vorbauen für ihr Alter wollen daher auch Ingrid (54) und Rainer Kampmann (56). Digwa führt das Paar durch das Musterhaus namens „vivaLiving 92“. Die Kampmanns fürchten im Alter vor allem die tückischen Treppen ihres jetzigen Hauses. Dann sich doch lieber rechtzeitig um eine barrierefreie, sichere Umgebung kümmern. „In zwei Jahren gehe ich in Frühpension, bis dahin sind wir hier eingezogen“, sagt Kampmann.
Die positive Resonanz auf seine täglichen Führungen bestätigt Digwa, auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Familie aus Stuttgart wolle ihre Oma hier unterbringen. Die alte Dame sei begeistert gewesen von der guten Infrastruktur der Gemeinde. „Drei Supermärkte, Post, Arzt, Apotheker, Friseur, zwei Bäcker, ein eigener Bahnhof“, zählt Digwa auf. Was will man mehr? Und für größere Shoppingtouren seien Städte wie Hannover, Göttingen und Braunschweig über die A 7 und A 39 schnell erreichbar.
Der Sport soll verbinden
Bürgermeister Henning König unterstützt den Investor. Baddeckenstedt brauche zum einen neue Steuerzahler, gleichzeitig erhoffe er sich eine Belebung des Ortes. „Frisches Blut tut uns gut“, sagt König. Auch der Kindergarten freue sich, wenn die Senioren ihre Enkel während der Ferien dort zeitweise abgeben. Damit die Gemeinschaft zusammenwächst, sollen alle Baddeckenstedter den Trimm-dich-Park nutzen, nach dem Motto: „Sport verbindet“.
Weitere Seniorendörfer in Deutschland
Baden-Württemberg
Auf einer Fläche von rund 700 Hektar ist in Süddeutschland ein generationsübergreifende Wohnpark geplant.
Niedersachsen
Um den historischen Gutshof in Rethmar/Sehnde bei Hannover entstanden bis Ende 2013 barrierefreie Einzelhäuser sowie ein Achtfamilienhaus und ein Dorfladen.
Schleswig-Holstein
Am Ratzeburger Küchensee hat eine engagierte Baugemeinschaft ihren Traum vom Mehrgenerationen-Wohnen am Wasser realisiert.
Mehrgenerationen-Wohnen in Ratzeburg
Bayern
Im idyllischen Bergdorf Bolsterlang im Allgäu wird ein ehemaliges Hotel zu barrierefreien Wohnungen umgebaut. Ein Pflegedienst ist mit im Haus.