Stadt versus Land – wo lebt es sich besser?

  • Vor- und Nachteile von Stadt und Land
  • Aktuelle Trends
  • Expertenmeinung

Großstadttrubel oder ruhiges Landleben? Wer plant, eine Immobilie zu kaufen oder zu bauen, steht unweigerlich vor dieser Entscheidung. Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile Stadt- und Landleben haben, was der Trend zur Suburbanisierung bedeutet und finden Sie heraus, was zu Ihnen passt.


Landflucht, Stadtflucht, Suburbanisierung?

Landflucht, Stadtflucht, Suburbanisierung?
Immer mehr Menschen zieht es in die Vororte von Großstädten. (Quelle: © Schroptschop - iStock ID:1316576267)

Laut Angaben der World Bank leben 2020 rund 77,5 Prozent der deutschen Bevölkerung in Ballungszentren. Bereits seit der Industrialisierung ist das Phänomen der „Landflucht“ bekannt. Doch was genau ist darunter zu verstehen? Der Begriff Landflucht beschreibt die Abwanderung der Landbevölkerung in die Stadt, meist aufgrund besserer Arbeits- und Lebensbedingungen.

Die Corona-Pandemie hatte den Trend in den letzten Jahren verlangsamt. Laut ifo-Institut, plante mehr als jeder achte Bewohner in Städten mit über einer halben Million Einwohner, die Großstadt innerhalb der nächsten zwölf Monate zu verlassen.

Auch der Begriff „Suburbanisierung“ taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf. Er leitet sich vom englischen „suburb“ ab, was übersetzt so viel wie „Vorstadt“ oder „Vorort“ bedeutet. Unter Suburbanisierung versteht man die Verlagerung von Wohnraum und Arbeitsplätzen aus der Kernstadt in das stadtnahe Umland, umgangssprachlich als Speckgürtel bezeichnet.


Industrialisierung: Beginn von Landflucht und Verstädterung

Stadt vs Land Landflucht Verstädterung
Stadt vs. Land: Mit der Industrialisierung fand die Landflucht ihren Anfang. (Quelle: © touch_the_sky - iStock ID: 506655197)

Im Zeitalter der Industrialisierung, also seit Ende des 18. Jahrhunderts, begann die massenhafte Abwanderung vieler Menschen vom Land in die Stadt. Die neu entstandenen Arbeitsplätze in der Industrie lockten mit der Aussicht auf bessere Lebensbedingungen in der Stadt. Zur Landflucht in der Industrialisierung trugen diese Faktoren bei:

  • Neue, besser bezahlte Arbeitsplätze
  • Attraktivere Lebensbedingungen (Freizeit, Kultur)
  • Armut und Perspektivlosigkeit auf dem Land

Folglich kam es zur Verstädterung, auch Urbanisierung genannt. Die Industrie gilt nach dem deutschen Volkswirt und Soziologen Werner Sombat als „Städtegründer“.


Trendwende zur Stadtflucht?

In den letzten Jahren gibt es erste Hinweise darauf, dass sich der Urbanisierungstrend bald umkehren könnte. Tatsächlich haben 2014 erstmals mehr Leute die sieben größten Städte Deutschlands verlassen, darunter Berlin und Hamburg, als neu hinzugezogen sind.

Die Corona-Pandemie beschleunigt diese Entwicklung. Geschlossene Gastronomie, Clubs und fehlende Kulturveranstaltungen senken die Attraktivität der Stadt. Gleichzeitig steigt durch die Möglichkeit zum Homeoffice der Platzbedarf im eigenen Zuhause – angesichts teurer Mieten ein weiteres Argument für die Stadtflucht und das Wohnen auf dem Land.

Gründe für die Stadtflucht sind:

  • Alltag in der Corona-Pandemie, z. B. fehlendes Freizeitangebot und beengte Wohnverhältnisse
  • Steigende Mieten 
  • Erhöhtes Platzbedürfnis, z.B. durch Homeoffice oder Familiengründung
  • Attraktivere Landschaft
Trendwende zur Stadtflucht?
Ein Trend zur Stadtflucht bedeutet keine Kehrtwende bei verwaisten Dörfern. (Quelle: ©TeleMakro Fotografie (Ina Hensel) - iStock D:1323377050)

Dadurch erscheint vielen Menschen das Wohnen auf dem Land erstrebenswert. Dennoch löst der neue Trend zur Stadtflucht nicht etwa das Problem verwaister Dörfer und verlassener Landstriche: Die meisten Umzugsziele ehemaliger Metropolenbewohner sind laut einer aktuellen ifo-Studie vielmehr kleinere Großstädte mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern oder Vororte von Städten; Stichwort Suburbanisierung.  

Der ländliche Raum gewinnt hingegen kaum an Beliebtheit. Die Ursache sehen Experten vor allem in fehlender Infrastruktur. Nur durch eine bessere Anbindung an Städte und Vororte sowie einen Ausbau des Bildungsangebots könnten auch ländliche Gebiete und Dörfer vom neuen Trend zur Stadtflucht profitieren. 

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Stadt vs. Land: Vor- und Nachteile

Ob man sich im bunten Treiben der Großstadt oder in einem idyllisch gelegenen Dorf wohlfühlt, ist eine ganz persönliche Angelegenheit. Was die einen an der hektischen Betriebsamkeit der Städte lieben, ist für die anderen purer Stress. Gleichzeitig bedeutet die Ruhe auf dem Land für die einen Erholung und innere Ruhe, für die anderen bloß Langeweile und Eintönigkeit.

In folgender Auflistung finden Sie die Vor- und Nachteile von Stadt- und Landleben zusammengefasst.

Wohnen auf dem Land:

Vorteile Nachteile
Günstigere Mietkosten und Grundstücks-/Immobilienpreise Weniger Arbeitsplätze        
Mehr Platz und Entfaltungsmöglichkeiten Schlechtere Infrastruktur und weitere Wege
Naturnahes Wohnumfeld Geringeres Kultur- und Freizeitangebot
Weniger Verkehrslärm und bessere Luft Schlechte Internetverbindung
Bezug regionaler Lebensmittel Schlechtere ärztliche Versorgung

Wohnen in der Stadt:

Vorteile Nachteile
Gute Infrastruktur
Teure Mieten und hohe Immobilienpreise
Großes Angebot an Arbeitsplätzen
Lärm und Luftverschmutzung
Gutes Bildungsangebot
Weniger Freiraum für Familien
Kurze Wege zu Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen etc.
Haltung von Haustieren eingeschränkt möglich
Abwechslungsreiches Freizeit- und Kulturangebot
Höhere Kriminalität

Stadt- oder Landleben: Was passt zu mir?

Wenn Sie planen, ein Haus zu bauen oder zu kaufen, spielt die Wahl des Standorts eine bedeutende Rolle.

Hohe Grundstückspreise und ein geringes Angebot an Baugrund und Immobilien machen es für viele Familien schwierig, sich ein Leben in der Großstadt aufzubauen. Ein Hausbau auf dem Land ist hingegen meist günstiger. Die Baugrundstücke sind in der Regel größer und bieten mehr Spielraum für die Gestaltung der Immobilie. Bevor Sie sich entscheiden, ob sie auf dem Land oder in der Stadt bauen, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

Stadt vs Land Stadt oder Landleben
Stadt vs. Land: Wer die Natur liebt, wird die Vorzüge des Landlebens zu schätzen wissen. (Quelle: © Solovyova - iStock ID: 1272123006)
  • Möchte ich im Alltag ein eigenes Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen?
  • Wie lange darf mein täglicher Arbeitsweg dauern?
  • Bin ich auf nahegelegene Kitas oder Schulen für meine Kinder angewiesen?
  • Binden mich familiäre Verhältnisse wie die Pflege Angehöriger an einen bestimmten Wohnort?
  • Wo befindet sich mein soziales Umfeld und wie wichtig ist mir die Nähe dazu?
  • Ist die Ausübung meiner Hobbys nur in der Stadt oder nur auf dem Land möglich?
  • Ist es mir wichtig, aktiv am Nachtleben oder am Leben einer kulturellen Szene teilzunehmen?
  • Wie wichtig ist mir die Nähe zur Natur?
  • Möchte ich bestimmte Tiere halten, z. B. einen großen Hund?
  • Wie denkt mein Lebenspartner über diese Punkte?

Die Beantwortung dieser Fragen kann Ihnen erste Anhaltspunkte für Ihre Entscheidung geben.


Stadt vs. Land: Drei Fragen an Christian Erhardt

Christian Erhardt Christian Erhardt

Städte schrumpfen, die ländlicheren Regionen gewinnen mehr an Attraktivität. Das wird immer mehr zur Realität. Worin liegen die Gründe für die Stadtflucht? Und wie wird sich das Interesse am Wohnen auf dem Land entwickeln?

Christian Ehrhardt, Chefredakteur beim Fachmagazin Kommunal, liefert dazu Antworten. 

Bis Ende der 2010er Jahre verwaisten etliche Dörfer, gar von Landflucht war die Rede. Welche Gründe sehen Sie dafür?

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft hatten sich dem Trend nahezu widerstandslos ergeben. Stadt war in, galt als chic und modern, Land war out, Landflucht galt als Naturgesetz. Sogar von „schöner Schrumpfen“ war die Rede, Politik war selbstverliebt in den Gedanken, so zentraler agieren zu können. Aber die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt. Trotz nicht vorhandener gleichwertiger Lebensverhältnisse zogen viele, die es mit dem Beruf irgendwie vereinbaren konnten, zurück aufs Land – mit der Familie. Denn Städte sind alles, nur nicht familienfreundlich.

Mit dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie hat sich die verstärkte Stadtflucht noch mehr durchgesetzt. Ländliche Regionen wurden beliebter. Was spricht dafür, aufs Land zu ziehen?

Die Stadtflucht hat schon vor 10 Jahren eingesetzt, wurde aber kaum beachtet, weil Politik weiter auf die Großstadtblase fixiert war. Fragt man die Deutschen, so wollen nur 13 % in einer Stadt leben, die meisten zieht es aufs Dorf, schon vor Corona. Durch mobiles Arbeiten und Schaffung besserer Infrastruktur, etwa dem Breitbandausbau, wird das nun auch endlich möglich. Wer kann, geht daher diesen Weg. Corona hat zudem gezeigt, dass auf dem Land soziale Kontakte möglich sind, ohne „eng aufeinander“ zu sitzen. Viel Grün, viel soziales Engagement und ein funktionierendes Ehrenamt zeichnen ländliche Gebiete aus. Hund, Katze, Garten, möglichst viel Grün und ein erreichbarer Supermarkt – das ist den meisten jungen Familien wichtiger als 20 hippe Cafes und Bars mit Chai-Latte-Angeboten.

Wie wird sich die Stadtentwicklung auf dem Land und in der Stadt in den kommenden zehn Jahren entwickeln?

Die Renaissance der kleinen Kommunen hat gerade erst begonnen. Dem Dorf gehört die Zukunft. Globale, ökonomische und technologische Trends sprechen eindeutig dafür. Die Globalisierung führt zu einer wachsenden Nachfrage nach Heimat, Landlust und Nachbarschaft. Wir reisen um die Welt und sind trotzdem ortsverbunden. Der Mensch wird immer mehr zum globalen Dorfbewohner. Zudem werden gerade auf dem Land händeringend Fachkräfte gesucht, dort sitzen viele Hidden Champions. In den Großstädten ist die Arbeitslosigkeit deutlich höher. Der digitale Wandel macht zudem die Entzerrung von Wohnen und Arbeiten möglich. Telemedizin und Gesundheitslösungen in den „eigenen vier Wänden“ sind Wachstumsmärkte.

    

Letztlich ist die große Frage, ob ein Leben in der Stadt oder das Wohnen auf dem Land angenehmer ist, wohl Typsache und auch davon abhängig, in welcher Lebensphase Sie sich gerade befinden.

Fest steht: Sowohl Stadt als auch Land bieten viele Vorzüge – oder Sie entscheiden sich für einen Kompromiss und ziehen in den immer beliebter werdenden suburbanen Raum.


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